Warum ist eine frühe Förderung mit Unterstützter Kommunikation wichtig?
Stell dir vor, du wärst noch einmal fünf Jahre alt. Deine Eltern holen dich aus dem Kindergarten ab und du willst ihnen alles erzählen, was du heute erlebt hast. Du möchtest alle deine kleinen und großen Abenteuer mit ihnen teilen. Du willst ihnen von der Burg erzählen, die du heute mit deinen besten Freunden gebaut hast und von dem Chaos, das entstand, als eines der anderen Kinder sein Mittagessen quer durch den Raum geworfen hat. Doch nichts davon kommt dir über die Lippen. Nicht ein Wort kommt bei deinen Eltern an – dir fehlen buchstäblich die Worte. Wie würdest du dich fühlen? Wärst du traurig oder sogar wütend?
Einigen Kindern ergeht es Tag für Tag so. Sie haben keine Möglichkeit, um mit ihrer Außenwelt in Kontakt zu treten. Einige Kinder sprechen nicht, andere wenig und wieder andere sind nur schwer zu verstehen. Warum es wichtig ist, Kinder mit Einschränkungen der Lautsprache so früh wie möglich mit einer Unterstützten Kommunikation zu versorgen, erfährst du in diesem Artikel.
Warum ist eine verbale Kommunikation so wichtig für dein Kind?
Kommunikation besteht aus mehr als aus Buchstaben, Worten oder Sätzen. Noch weit bevor dein Kind seine erstes Wort gesprochen hat, kommuniziert es bereits mit dir. Untersuchungen haben ergeben, dass Eltern und Bezugspersonen in einer höheren und melodischeren Stimmlage mit Säuglingen sprechen, als sie es mit Erwachsenen tun würden. Dabei verwenden sie automatisch eine laute und motivierende Stimmlage, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Kind wach ist, während sie leise, beruhigende Töne anschlagen, wenn ihr Kind müde wirkt. Selbst Säuglinge beginnen bereits diese unterschiedlichen Stimmlagen ihrer Eltern und Bezugspersonen mit verschiedenen Szenarien zu verknüpfen und dementsprechend zu reagieren. So ist es zum Beispiel bei lauten, motivierenden Stimmlagen aktiver, während es bei leisen, beruhigenden Tönen entspannt.
Auch seine Mimik entdeckt dein Kind frühzeitig. Bereits ab ca. dem zweiten Monat sind Säuglinge dazu in der Lage, bewusst zu lächeln. So reagieren sie zum Beispiel auf deine oder die Stimme einer Bezugsperson mit einem Lachen und spiegeln dir so, dass deine Zuneigung gut ankommt.
Bevor dein Kind erste Laute produziert und erste Worte spricht, hat es bereits einen langen Weg der Sprach- und Sprechentwicklung zurückgelegt. Insgesamt ist die Entwicklung der Sprache ein Teil der kognitiven Entwicklung deines Kindes. Durch das Benennen von Gegenständen z.B. „Auto“ oder Personen z.B. „Mama“, „Papa“ versuchen sie eine Handlung auszulösen oder in deren Besitz zu kommen. Auch durch die Formulierung von Forderungen z.B. „nochmal“ sind sie in der Lage, eigene Bedürfnisse und Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Doch was ist, wenn die Entwicklung der Lautsprache deines Kindes plötzlich stagniert? Wenn nach den Lauten keine Worte folgen oder diese nur schwer verständlich sind? Wie soll sich dein Kind mit seiner Umwelt verständigen? Wie seine Bedürfnisse und Wünsche äußern?
Was passiert, wenn Kinder nicht kommunizieren können?
Erinnere dich noch einmal an unser Gedankenexperiment: Wie würdest du dich fühlen, wenn du etwas mitteilen möchtest, aber nicht dazu in der Lage bist oder dich einfach niemand verstehen kann? Sicher würde sich dieser Zustand nicht gerade positiv auf deine Stimmung auswirken. So ist es auch bei Kindern. Je nach Temperament des betroffenen Kindes, startet es einige Anläufe sich verständlich zu machen, bis es schließlich resigniert. Auch Aggressionen oder Trauer sind übliche Reaktionen. Einleuchtend, oder? Kinder, welche nicht mit ihrer Umwelt kommunizieren können, können weder bewusst Handlungen ihrer Eltern oder Bezugspersonen auslösen, noch ihre Wünsche oder Bedürfnisse mitteilen. Sie bleiben in ihrer eigenen Welt gefangen.
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KOSTENLOSE BERATUNGWarum werden Kinder häufig zu spät versorgt?
Viele Kinder mit Einschränkungen der Lautsprache werden zu spät oder gar nicht mit Unterstützter Kommunikation versorgt. Warum? Folgende drei Szenarien sind uns immer wieder untergekommen:
- Szenario 1 – Bezugspersonen haben keine Kenntnis über Unterstützte Kommunikation
Wenn die Entwicklung der Lautsprache ins Stolpern gerät, hören Eltern und Bezugspersonen häufig folgenden Sätze: „Das verwächst sich schon noch!“, „Er (oder sie) braucht halt einfach länger!“ oder „Das holt er (oder sie) später alles nach!“. Doch wann ist „später“ und wie lange soll man warten, bis es sich „verwachsen“ könnte? Die Einsicht, dass das eigene Kind in seiner Entwicklung verzögert ist, fällt schwer, ist aber notwendig, um früh intervenieren zu können. Häufig haben Eltern und Bezugspersonen bereits ein richtiges Bauchgefühl, wissen aber nicht, an wen sie sich wenden sollen und welche Möglichkeiten der Förderung ihnen zur Verfügung stünden.
- Szenario 2 – Bezugspersonen haben zu wenig Wissen über Unterstütze Kommunikation
Einige Eltern und Bezugspersonen haben bereits in ihrem entfernten Umfeld Kontakt mit Unterstützer Kommunikation. Da jede Versorgung jedoch individuell ist, fehlt ihnen häufig fundiertes Wissen, um sich eine Versorgung für ihr eigenes Kind vorstellen zu können. So kennen sie zwar bereits oberflächlich einige Inhalte, können diese aber nicht auf ihr eigenes Kind übertragen, oder halten diese für (noch) nicht erforderlich.
- Szenario 3 – Bezugspersonen haben Vorbehalte gegen den Einsatz von Unterstützter Kommunikation
Einige wenige Eltern und Bezugspersonen haben bereits einschlägige Erfahrungen mit dem Thema Unterstützte Kommunikation sammeln können. Trotz des mehr oder weniger vertieften Wissens, um die einzelnen Hilfsmittel, haben sie Vorbehalte. Das am häufigsten genannte Argument gegen eine Versorgung ist: „Warum soll mein Kind noch sprechen lernen, wenn es stattdessen ein Hilfsmittel benutzen kann?“ oder „Wenn mein Kind erst mit einem Hilfsmittel versorgt ist, wird es gar nicht mehr sprechen lernen!”. Leuchtet die Argumentation im ersten Moment zuerst ein, vernachlässigt sie ein wichtiges Wort: Wie der Name bereits verrät, soll sie eine Unterstützung der Lautsprache bieten und diese nicht ersetzen! So werden z.B. technische Hilfsmittel in der Regel eingesetzt, um eine Kommunikation anzubahnen und auch Gebärden nur begleitend zur Lautsprache verwendet. Eine fundierte und intensive Sprachtherapie steht auch nach der Versorgung mit einem Hilfsmittel immer im Vordergrund. Je nach spezifischer Grunderkrankung unterstützen die ausgewählten Strategien und Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation die Entwicklung der Lautsprache des betroffenen Kindes. Außerdem bieten sie ihm einen zusätzlichen Kanal, um sich mit seiner Außenwelt zu verständigen.
Warum ist eine frühe Versorgung mit Unterstützter Kommunikation wichtig?
Ganz individuell können Kinder mit Verzögerung der Lautsprache mit verschiedenen Strategien oder Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation versorgt werden. Sie bieten dem Kind eine erste Möglichkeit, um in eine Kommunikation mit seiner Außenwelt zu treten. So kann es dank dieser, Handlungen seiner Bezugspersonen auslösen und Wünsche sowie Bedürfnisse äußern – ganz ähnlich wie bei der altersgerechten Sprachentwicklung. Die Unterstützte Kommunikation fördert die Kommunikationsfähigkeit deines Kindes und gibt ihm das nötige Selbstvertrauen in eine lautsprachliche Kommunikation hineinzuwachsen. Je früher eine Unterstützung der Kommunikation angebahnt wird, desto früher kann die Entwicklung der Lautsprache gefördert werden.
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